Studie über Sterblichkeitsraten von beatmeten Patienten: DGAI fordert offenen Diskurs über Grenzen der Intensivmedizin

Der Sprecherkreis des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Intensivmedizin (WAKI) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) plädiert für einen offenen gesellschaftlichen Diskurs über die Möglichkeiten und Grenzen der Intensivmedizin. Hintergrund ist eine kürzlich veröffentlichte Studie von Prof. Dr. Christian Karagiannidis, die eine hohe Sterblichkeitsrate bei mechanisch beatmeten Patienten in deutschen Krankenhäusern aufzeigt und damit eine Diskussion über eine generelle Überversorgung und die Notwendigkeit einer Begrenzung in der deutschen Intensivmedizin angestoßen hat.

Background Research:

Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) ist eine der führenden medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie vertritt die Interessen von etwa 14.600 Anästhesisten und Intensivmedizinern.

Die DGAI hat einen Wissenschaftlichen Arbeitskreis Intensivmedizin (WAKI) eingerichtet, deren Sprecherkreis jetzt den Bedarf für eine offene Diskussion über die Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin hervorgehoben hat.

Der Hintergrund für diese Forderung ist eine kürzlich veröffentlichte Studie von Prof. Dr. Christian Karagiannidis, welche zeigt, dass die Sterblichkeitsrate bei mechanisch beatmeten Patienten in deutschen Krankenhäusern auffällig hoch ist.

Dies hat eine Debatte über die Frage ausgelöst, ob es möglicherweise eine generelle Überversorgung in der deutschen Intensivmedizin gibt und ob es notwendig sein könnte, bestimmte Grenzen einzuführen.

FAQs:

1. Was sind mechanisch beatmete Patienten?
Mechanisch beatmete Patienten sind solche, deren Lungenfunktion teilweise oder vollständig durch ein Beatmungsgerät ersetzt wird. Dies geschieht meist dann, wenn sie aufgrund einer schweren Erkrankung nicht ausreichend selbst atmen können.

2.Warum weist Prof.Dr.Karagiannidis’s Studie auf hohe Sterberaten unter solchen Patienten hin?
Diese Studie basiert auf Daten von Krankenhäusern landesweit und stellt fest, dass viele mechanisch beatmete Patienten sterben. Die genauen Ursachen für diese hohen Sterberaten unterliegen noch weiterer Forschung, doch könnten Komplikationen bei der Beatmung, die Schwere der Grundkrankheit und andere Faktoren eine Rolle spielen.

3. Was sind die Überlegungen hinter einer möglichen Begrenzung in der Intensivmedizin?
Eine mögliche Überversorgung kann dazu führen, dass Ressourcen auf Patienten fokussiert werden, deren Aussichten auf Genesung sehr gering sind und zwar auf Kosten von anderen Patienten mit besseren Heilungschancen. Eine solche Diskussion ist allerdings ethisch sehr komplex und muss breit geführt werden.

4. Was bedeutet ein „offener gesellschaftlicher Diskurs“ in diesem Kontext?
Ein offener gesellschaftlicher Diskurs bedeutet, dass diese Fragen nicht nur von Ärzten und Medizinern diskutiert werden sollten, sondern von allen Bürgern da sie direkt oder indirekt Auswirkungen auf uns alle haben könnten.

5. Wie wird sich dieser Aufruf zum Diskurs nun auswirken?
Die Forderung nach einem offenen Diskurs durch den Wissenschaftlichen Arbeitskreis Intensivmedizin (WAKI) ist der erste Schritt zu einer weitreichenden Debatte über das Thema Intensivmedizin in Deutschland. Es bleibt abzuwarten, wie Politiker, Gesundheitsexperten und Bürger darauf reagieren.

Originamitteilung:

Der Sprecherkreis des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Intensivmedizin (WAKI) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) plädiert für einen offenen gesellschaftlichen Diskurs über die Möglichkeiten und Grenzen der Intensivmedizin. Hintergrund ist eine kürzlich veröffentlichte Studie von Prof. Dr. Christian Karagiannidis, die eine hohe Sterblichkeitsrate bei mechanisch beatmeten Patienten in deutschen Krankenhäusern aufzeigt und damit eine Diskussion über eine generelle Überversorgung und die Notwendigkeit einer Begrenzung in der deutschen Intensivmedizin angestoßen hat.

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